Schöne Weihnachten Startseite

Traditionen von Advent bis Dreikönig: Vom Land in die Stadt, von der Stadt aufs Land...

Zwischen Stadt und Land gab es früher ganz erhebliche Unterschiede, wie „das Fest der Feste“ gefeiert wurde. Und weitaus mehr hat sich hier auf dem Lande altes Brauchtum bis heute erhalten... oder wurde von den „Städtern“ übernommen wie etwa das Aufstellen der Weihnachtskrippe.

Andererseits übernahmen die Landleute die Bescherung, das sich gegenseitige Beschenken, von den Bürgern der Städte – jedoch erst um 1900. Lange vor der Industrialisierung war Weihnachten im Sinne des Wortes ein „Miteinander“ –

heute würde man wohl sagen: „Get together...“.

In den ländlichen Gebieten kam in der Christnacht die ganze Hausgemeinschaft in der „großen Stube“ des Bauernhofs zusammen. Ein sogenannter Weihnachts- oder Christblock wurde hereingeholt und auf der offenen Herdstelle verbrannt. Oft war der Boden mit Weihnachtsstroh bedeckt – so gedachte man dem Strohlager des Christkinds im Stall zu Betlehem. Auf diesem Stroh schlief man auch nach der Christmette bis zum ersten Feiertagskirchamt (oder „Hirtenamt“). Überliefert ist dies vor allem aus dem Salzburger Land und dem Burgenland in Österreich.

Der Weihnachtsbaum reihte sich erst spät in das Brauchtum ein – jedenfalls in der geschmückten Art, wie wir ihn heute kennen: Erst Ende des 16. Jahrhunderts ist z.B. ein „Weynachtsbaum“, geschmückt mit Äpfeln, Faden (= bunten Bändern) und Backwerk aus Turckheim im Elsass bezeugt.

Nicht nur der Weihnachtsbaum trat seinen Siegeszug um die ganze (christliche) Welt an, sondern auch das bald mit ihm verbundene Licht, vor allem der Kerzen:

Aus dem ländlichen Erzgebirge kommt die oft dreistöckige Weihnachtspyramide mit ihren vielen, geschnitzten Figuren, Kerzen und dem sich durch die Kerzenwärme drehenden Windrad. Unser Weihnachtsgebäck geht auf die sogenannten „Gebildbrote“ zurück, die auf dem Lande gebacken wurden. (Die Sachsen wird es freuen, dass ihr berühmter Stollen zu den Gebildbroten gehört.) 

Von Land zu Land gibt es bis heute noch unterschiedliche Advents- und Weihnachtsbräuche. Viele von ihnen, wenn nicht die meisten, sind uralt, denn sie gehen auf vorchristliche Kulte zurück. Der wohl älteste Brauch sind die nächtlichen Lärmumzüge Vermummter, ursprünglich die heidnische „Abwehr von Dämonen“.

In den Alpen hat sich dieser Brauch erhalten und heute sogar wiederbelebt – so z.B. verbunden mit dem „Buttnmandl“ des Berchtesgadener Landes oder der „trohschab“ in der  Obersteiermark. Brauchtum, das mit der Popularisierung des Heiligen Nikolaus zusammenhängt. Im katholischen Westfalen hat sich der Brauch erhalten, mit sogenannten Adventshörnern „den Heiligen Christ herabzublasen“.

Die Adventssinger – in verschiedensten Arten auftretend zwischen Adventsbeginn und Dreikönigstag – gibt es schon seit dem 13. Jahrhundert. Dagegen hat sich der Adventskranz, wie wir ihn heute kennen, erst um 1930 im gesamten deutschen Sprachgebiet etabliert. Auch der Adventskalender ist ein noch sehr junger Brauch. 

Vor allem in katholisch-ländlichen Gebieten hat sich zum Ausklang des vorweihnachtlichen, weihnachtlichen und neujahrszeitlichen Festkreises eine besondere Ehrung der Heiligen Drei Könige erhalten: Auf die Türbalken werden die Anfangsbuchstaben der Königsnamen mit Kreide geschrieben:

C + M + B = Caspar, Melchior und Balthasar. Verbunden damit ist – seit dem 16. Jahrhundert – der Brauch der Sternsinger. In religiös geprägten Landfamilien war es früher ein frommer Brauch, am Vorabend des Dreikönigstags mit Weihrauch durch die Ställe, aber auch durch die Wohnräume zu gehen, um sie zu segnen. 

Mancher Brauch mag im Laufe der Zeiten verschwunden sein. Doch erstaunlich viele haben sich erhalten oder sogar eine Renaissance erfahren. 

Gerade auf dem Lande finden wir heute den Beweis dafür, dass die aus Gläubigkeit entstandenen Traditionen und die ökonomischen Notwendigkeiten der Moderne keineswegs unvereinbar sind.