Wann ist uns eigentlich die Weihnachtsruhe abhanden gekommen? Ein Begriff, der heute im Zusammenhang mit dem Fest der Feste in einem Atemzug genannt wird, ist: Stress. Und wir alle wissen, was damit gemeint ist: Zeitnot, Hetzen durch überfüllte Geschäfte und absurd lange Einkaufslisten. Und das lässt vermuten, dass die besonders unruhige Zeit des Advents mit den Erwartungen in Zusammenhang steht, die man zu Weihnachten an seine Lieben und an sich selbst stellt.
Vielleicht wäre es mal Zeit, die Reißleine zu ziehen und Weihnachten die Besinnlichkeit zuzugestehen, von der wir auf Weihnachtskarten lesen. Dazu wären allerdings einige Schritte erforderlich.
Zunächst: Setzen Sie bei Geschenken für Familie und Freunde eine verbindliche Grenze fest. Führen Sie Wichtelpäckchen ein. Wer für jemanden eine passende Kleinigkeit finden will, muss sich wirklich Gedanken um die Person machen. Und darum sollte es doch gehen, oder? Größere Wünsche können sich viele auch selbst erfüllen. Und wo der Geldbeutel dies nicht erlaubt, ist es eine Erleichterung, das Weihnachtsbudget nicht in Päckchen für andere investieren zu müssen.
Für den Nachwuchs freilich bedeutet Weihnachten eine Chance, sich auch mal größere Dinge wünschen zu dürfen. Aber setzen Sie nicht hinter jeden Posten auf der Wunschliste einen Haken. Sonst ziehen Kinder den Schluss, dass das Weihnachtsfest vor allem diesen Zweck erfüllt. Lassen Sie einige Wünsche offen und zelebrieren Sie andere, weit wichtigere Traditionen. Was Kinder sich vor allem von ihren Eltern wünschen, ist Zeit. Legen Sie also das neue Spielzeug nicht nur unter den Weihnachtsbaum, sondern finden Sie gemeinsam mit Ihren Kindern heraus, wie es funktioniert.
Alljährlich gibt es im Vorfeld von Weihnachten Mahnungen und Aufrufe, es doch in diesem Jahr einmal anders zu handhaben. Doch Vorhaben werden oft erst dann zu festen Absichten, wenn wir sie zu Ritualen machen. Vermeiden Sie das Aufschieben von zeitaufwendigen Erledigungen auf die Tage zwischen den Jahren. Hand aufs Herz: Die Fotos vom letzten Sommerurlaub werden dann ja doch nie ins Album geklebt – es sei denn, Sie reservieren gemeinsam mit Ihrer Familie einen Adventssonntag dafür. So wird dieser Posten zu einem gemütlichen Nachmittag, an dem gemeinsame Erinnerungen ausgetauscht werden.
Und noch ein Tipp für ein ganz neues Weihnachtsgefühl: Nehmen Sie sich für die Woche nach Weihnachten absolut nichts vor. Genießen Sie das Hinübergleiten vom aufregenden Fest in Tage der Planlosigkeit. Es mag ja sein, dass Sie dann endlich einen längst anstehenden Besuch machen, aber er ist kein Muss. Oder dass die Bücher, die eigentlich auf der letzten Urlaubsleseliste standen, Sie jetzt halbe Nächte lang in ihren Bann ziehen. Beherzigen Sie vor allem eines: Lassen Sie einfach wieder mehr auf sich zukommen – in aller Ruhe und Besinnlichkeit.
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