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traditionelle Weihnachtsgeschichten
traditionelle Weihnachtsgeschichten

Vergessene Weihnachtsgeschichten

Die Winterzeit mit ihren frühen Abendenden treibt so manchen auf das Sofa und, so einer vorhanden ist, vor den prasselnden und knisternden Kamin. Mit wärmendem Kakao und einer Tüte gebrannter Mandeln vom Weihnachtsmarkt, lässt es sich gut schwelgen in fremden Welten und anderen Zeiten. Und dafür ist nicht einmal ein Gang durch den winterlichen Nieselregen zur nächsten Buchhandlung nötig; ein Blick ins Bücherregal der Großeltern offenbart manchmal die größten Schätze. Sophie Reinheimer zum Beispiel, die von 1847 bis 1934 lebte, war ein Star ihrer Zeit. Eine ihrer Geschichten dreht sich um eine kleine Tannenschonung in den Bergen und deren wunderbare Unterhaltung über das Weihnachtsfest. Es beginnt in der Vorweihnachtszeit, wo viele warm verpackte Kinder in die Schonung kommen, um Tannenzweige für ihre Häuser zu sammeln. Die großen und kleinen, alten und jungen Tannen beobachten die Vorbereitungen unten im Tal und als schließlich ein von Paketen überquellendes Postauto lustig durch die Straßen fährt, hofft auch eine kleine, junge Tanne auf ein Geschenk. Du Dummerchen! entfährt es da der alten Tannen-Muhme, der guten Seele des Wäldchens, Tannen bekommen doch keine Geschenke! Das verstehen die jungen Tannen aber gar nicht, wo sie doch der Mittelpunkt aller Feierlichkeiten sind! Als es schließlich Heilig Abend wird, senkt sich der Berg in tiefe Dunkelheit, allein die strahlenden Christbäume mit ihren zahlreichen Kerzen erleuchten das Dorf im Tal.

Die kleinen unerfahrenen Tannen oben auf dem finsteren Berg kommen sich sehr bemitleidenswert vor und sehnen sich nach ihren Schwestern und Brüdern in den guten Stuben der Menschen. Das bemerkt ein alter, morscher Tannenbaum der Großvater – mit langem grauen Flechtenbart, der unweit der kleinen Gesellschaft wächst. „Solange es Winter ist, muss ich schon diese Klagen von Euch hören“, setzt er an und erzählt von einer Zeit, als die Menschen noch in niedrigen Hütten ohne Gas und elektrisches Licht lebten. Wenn sich zu dieser Zeit der Winter näherte und die Sonne immer früher schlafen ging und immer später aufstand, klagten die Menschen über die viele Dunkelheit. Doch die Sonne hatte es sich nach der vielen Arbeit des Sommers redlich verdient, einmal richtig auszuschlafen. Die Menschen litten und jammerten wie die kleinen Tannen auf ihrer Schonung, doch jedes Jahr kam die Zeit, wo die Sonne beschloss, sie habe nun genug geschlafen und könne fortan ein kleines bisschen früher aufstehen und auch ein wenig später ins Bett gehen. Da jubelten die Menschen! Sie entzündeten Freudenfeuer, feierten und tanzten. Das Fest nannten sie die Wintersonnenwende. Die jungen Tannenkinder, noch ganz beseelt von der schönen Geschichte, wollen nun auch ein Fest feiern. „Aber das tun wir doch“, erklärt ihnen der Großvater, „die Menschen nennen es heute Weihnachtsfest.“ Da ist das Erstaunen groß! Und plötzlich fangen unten im Tal die Weihnachtsglocken zu läuten an. „Sie läuten vor Freude, weil nun das Licht wieder in die Welt kommen wird, oder?“ fragt der Großvater verschmitzt. „Ja, ja“, erwidert daraufhin die Tannenmuhme, „aber sie meinen noch ein anderes Licht.“ Da sind die kleinen Tannenkinder natürlich ganz Ohr. Nun erzählt sie den Tannenkindern die Geschichte vom kleinen Jesuskind. „Zur Erinnerung“, schließt sie, „an all das Licht und all die Freude, die das Jesus-Kindlein in die Welt gebracht hat, brennen jedes Jahr zu Weihnachten die vielen Tausend hellen Lichter auf den Christbäumen.“ Diese Geschichten machen die Tannenkindern ganz glücklich und mit Weihnachtsfreude im Herzen sehen sie hinab ins verschneite Tal.