Ist es nicht wunderbar? Überall findet man zur Weihnachtszeit eine Krippenszene. Kindergartenkinder oder Konfirmanden aber auch Laienspielgruppen und Theaterkreise führen Krippenspiele auf. In den ländlichen Gegenden werden kurzerhand einige Schafe und ein Esel mit in die Kirche genommen, um auch die Tiere der Weihnachtsgeschichte zu zeigen. Ziegen und Ponys sind manchmal auch mit von der Partie, zuweilen mit einem Schild um den Hals, auf dem in sauberen Lettern Kamel steht. Wir Menschen versuchen der Krippenszene auf unsere ganz verschiedene Art und Weise nah zu sein. Das geschieht im Rollenspiel, aber auch beim Betrachten liebevoll gefertigter Krippenfiguren aus Holz, Stein, Ton oder experimentellen Materialien. Die Weihnachtskrippen-Ausstellungen locken jedes Jahr tausende Menschen auf einen Abstecher in die großen und kleinen Kirchen und lassen einen Moment inne halten. Geborgenheit und Verbundenheit strahlen diese Szenen aus und selbst wer nur ein Hirte oder einer war, der Josef und Maria wegschicken musste von seiner überfüllten Herberge, wird das ein Leben lang in Erinnerung behalten und genauso viel Lampenfieber haben, wie ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen in einer der Hauptrollen.
Der Legende nach wurde die erste Weihnachtskrippe 1223 in der Kirche des heiligen Franz von Assisi aufgebaut. Seine Feier soll in Greccio in einem wirklichen Stall mit Ochsen und Esel und einer strohgefüllten Krippe stattgefunden haben. Die Heilige Familie gab es damals noch nicht in der szenischen Darstellung. Besonders populär wurden die Krippen in der Zeit des Barock. Vor allem die Jesuiten bauten beeindruckende und sehr wertvolle Krippen. Bald wollte jeder Ort eine eigene Krippe für das Weihnachtsfest haben und sich natürlich auch gegenseitig übertrumpfen. Im 18. Jahrhundert dann wurden in Österreich, Franken und Schwaben die öffentlichen Krippen verboten. Diesem Umstand verdanken wir die vielen privaten Krippen im Kleinformat, die oft in mühsamer Handarbeit hergestellt und von Generation zu Generation weiter vererbt wurden. Lange Zeit war die Krippe und das gemeinsame Singen von Krippenliedern der Mittelpunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten und noch heute findet in vielen Gottesdiensten am Heiligen Abend ein Krippenspiel der Gemeindemitglieder statt. In privaten Haushalten wurde die Weihnachtskrippe allerdings vom festlich geschmückten Weihnachtsbaum als Symbolträger Nr. 1 verdrängt.
Das heißt aber nicht, dass nicht weiterhin kunstvolle Krippenszenen entworfen, hergestellt oder sogar mit dem Weihnachtsbaum kombiniert werden. Mit einem Schmunzeln fallen einem die verschiedenen Darstellungen auf, die gerne das eigene Lebensumfeld des Künstlers veranschaulichen. So tragen die Protagonisten einiger bayrischer Krippen Tracht, in japanischen Darstellungen bringen traditionelle Samurais die Geschenke anstatt der Heiligen Drei Könige und in einigen afrikanischen Gegenden ist das Jesuskind natürlich schwarz. Was all diese Darstellungen gemeinsam haben? Sie zeigen den Kern des Weihnachtsfestes, die Essenz und den Grund für all unsere Traditionen. Das macht sie so wichtig für unseren hektischen Alltag, der auch in der Weihnachtszeit versucht, das Festliche und Besinnliche zu verdrängen. Ein kurzer Moment der Einkehr beim Betrachten einer Weihnachtskrippe schenkt Kraft und Einsicht und macht Lust auf das Weihnachtsfest trotz oder vielleicht gerade wegen des Trubels, denn Weihnachten geschieht in uns.
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